Die Steckrübe (Bodenkohlrabi) I

Die Steckrübe (Bodenkohlrabi) I

Zutaten:
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Steckrübe
Dorsche
Dotsche
Wruke
Oldenburger Ananas
Unterkohlrabi
Schmalzrübe
Bodenrübe
Kohlrübe
Bodenkohlrabi; Schweiz
Speisekohlrübe; Schweiz
Brassica napus
-- var. napobrassica L.
Rutabaga; franz.
Rutabaga; engl.
Swede; engl.
Swede turnip; engl.

Zubereitung:
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  Alte Gemüse - neu entdeckt: die Steckrübe. Bastarde seien die
Kinder der Liebe, sagt man und hüllt den Rest in Schweigen. Werden
die unverhofften Sprößlinge geliebt oder verachtet, begehrt oder
kaltgestellt? Der Steckrübe, dem Bodenkohlrabi - vermutlich aus der
Verbindung von Kohlrabi und Herbstrübe entstanden - war und ist
beides beschieden.
  Wer "Rübe" hört, rümpft gern die Nase. Bei den Älteren ist sie als
Kriegsessen verpönt, von den Jüngeren wird sie kaum beachtet. Zu
Unrecht. Anspruchslos im Anbau, schnellwachsend und ertragreich hat
diese Rübe wohl manche Familie vor dem Schlimmsten bewahrt: in
Zeiten wo Schmalhans in den Küchen regierte, hatte die Steckrübe
jeweils Konjunktur.
  Zumindest die Namensvielfalt ist üppig für die Steckrübe, die
Erinnerungen an karge Kost weckt: Dorsche, Dotsche, Wruke, Oldenburger
Ananas, Unterkohlrabi, Schmalzrübe, Bodenrübe oder Kohlrübe lauten
die Bezeichnungen der alten Kulturpflanze, deren genaue Herkunft
ebenso unbekannt ist wie ihre Wildformen. Vermutet wird, dass sie vor
einigen Jahrhunderten im westlichen Mittelmeergebiet aus Kohlrabi und
Herbstrübe gezüchtet wurde. Wahrscheinlich wurde sie schon von
Galliern und Kelten angebaut, der erste Nachweis ihrer Kultivierung
stammt aber aus Babylon.
  Neben wertvollen Mineralstoffen liefert die Steckrübe vor allem die
Vitamine B1 und B2 sowie rund 33 mg Vitamin C / pro 100 g. Stärke-
und zuckerreich ist sie, dennoch ist sie das kalorienärmste
Wurzelgemüse (32 Kilokalorien pro 100 g), bedingt durch ihren hohen
Wasseranteil von 84 Prozent. Ihr Geschmack ähnelt dem herbsüsser
Möhren.
  Geerntet wird sie überwiegend in den Monaten Oktober und November.
Doch längst ist der Steckrübenanbau zur Randerscheinung in der
heimischen Gemüseproduktion geworden. Wohl auch, weil die Steckrübe
im Geschichtsrückblick ein Synonym für Hunger- und Notzeiten
geworden ist.
  So wurden damals in den "Steckrübenwintern" des ersten Weltkrieges
große Teile der Bevölkerung mit der Rübe in den rund 1.500
Suppenküchen des Deutschen Reiches mehr schlecht als recht versorgt.
Gegen Ende des Krieges waren es z.B. in Hamburg rund 18 % der
Bevölkerung. Den hungernden Menschen blieb auch nichts übrig als
den wässrigen Eintopf zu essen. Denn das kaiserliche Regime erwies
sich als unfähig den Wucherern im inländischen Lebensmittelhandel
das Handwerk zu legen und ersann deshalb diese Form der
Massenverpflegung.


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